Baustellentagebuch
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Große Steinstraße
-13 Grad, Halle bibbert, wir bauen weiter trotz Frost!
Eisige Temperaturen lassen uns derzeit bibbern und wenn ich früh zur Arbeit radle, erfrieren mir trotz dicker Handschuhe fast meine Finger. Doch heute will ich‘s wissen und habe mich mit Projektsteuerer Axel Wilhelm bei immer noch -10 Grad auf der Stadtbahn-Baustelle Große Steinstraße verabredet. Denn – man glaubt es kaum – hier wird trotz Frost weiter rangeklotzt.
Von: Iris Rudolph
Das Interview als Video ist auch auf dem Youtube-Kanal der Stadtwerke zu finden
„Wie halten die Bauarbeiter das aus?“ frage ich ihn: „Bauarbeiter sind hart im Nehmen. Sie haben gute Arbeitskleidung, sind immer in Bewegung und das Arbeiten draußen gewöhnt - im Gegensatz zu uns ‚Bürohengsten‘. Durch den Frost ist es eine saubere Baustelle. Der Boden ist nur angefroren und der Tiefbau möglich, weil die Erde, je tiefer man kommt, wärmer wird. Wir machen keine Qualitätsabstriche - ganz klar - Baumaterialien werden natürlich zwischengelagert, um sie vor Frost und Feuchtigkeit zu schützen“, bestätigt Axel Wilhelm. „Weil wir den ambitionierten Bauablauf halten wollen – technologisch richten wir uns sogar nach den Händelfestspielen - geben die Baufirmen Vollgas. Die Zusammenarbeit zwischen STRABAG und Stadtwerketöchtern HAVAG und HWS klappt super.“
„Was wird im Moment gemacht?“ will ich weiter wissen: „Aktuell wird der Bau des riesigen Abwasserkanals im unteren Teil der Großen Steinstraße vorbereitet, die alten Gleise entfernt, die Baugruben eingerichtet und mit einem Verbau ‚versteift‘, d.h. 6 m lange Stahlteile werden in den Boden gerammt. Die normalen „Abwässer“ müssen umgepumpt werden. Die Versorgung (Strom, Gas, Wasser, Abwasser etc.) für die Anwohner ist aber durchgängig sichergestellt. Dann folgt die Leitungsverlegung. Ende März beginnt der Tiefbau im oberen Teil der Großen Steinstraße“, führt Axel Wilhelm aus.
„Ich habe gehört, dass gerade eine Archäologin auf der Baustelle ist?“ „Ja, wir nehmen Geld in die Hand, damit Ines Vahlhaus von der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen-Anhalt e. V. ihre Untersuchungen machen kann. Das ist eine zusätzliche Herausforderung für unseren Bauablauf. Hier verlief ja die alte Stadtmauer, doch noch hat sie nichts gefunden …“, so Wilhelm. Ines Vahlhaus sagt: „Wir bewegen uns im 12. bis 16. Jahrhundert, wissen aber im Vorfeld auch nicht, was uns erwartet. Archäologie ist eine Wundertüte. Irgendwo, wo man es nicht erwartet hat, findet man bei solchen Baumaßnahmen etwas, z.B. Siedlungsspuren durch Munition oder Keramiken. Mal sehen!“
„Auch die Anlieger-Kommunikation funktioniert gut?“ frage ich: „Ja bestens, wir sind eng im Gespräch und baten sie, sich mit ihren Sorgen unkompliziert und direkt an uns im Baubüro oder auf der Baustelle zu wenden. Das machen sie rege z.B. wegen ihrer Zufahrten, die wir sichern und bei Bedarf kurzfristig freimachen. Auch der Lieferverkehr kann stets durch, da wir sowieso Rettungswege von 3,50 m freihalten. Die Feuerwehr macht sogar Probefahrten. Was die Barrierefreiheit betrifft hat Fahrrad Focken seinen Behindertenparkplatz wieder. Nach und nach gibt es auch grüne Teppiche – den ersten erhielt die Sparkasse für ihre Kunden“, erklärt Axel Wilhelm.
„Und wir tun viel, um die Verkehrsströme optimal zu lenken?“ „Ja, wir arbeiten eng mit der Verkehrsbehörde zusammen und reagieren flexibel mit Umverlegungen was den Kfz-Verkehr betrifft. Es gibt jetzt auch eine eigene Radverkehrsführung. Zudem ist eine Fußgängerführung mit Schildern in Planung.“
„Hier ist ganz schön viel Fußgängerverkehr. Täuscht das oder sind jetzt, weil keine Straßenbahn fährt, mehr Menschen unterwegs?“ „Das täuscht nicht“, so Axel Wilhelm. „Das haben wir vorher prophezeit, denn viele Leute steigen am Steintor aus und laufen durch die Große Steinstraße in die Innenstadt. Das dürfte die Händler und Gewerbetreibenden freuen.“
Jetzt bin ich endgültig ein Eisklotz und flüchte schnell in mein warmes Büro zurück.
28.02.2018
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