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Neue Produkte und moderate Preisanpassung im MDV-Gebiet ab 1. August
Pressemitteilung des MDV von Freitag, 15 Juli 2022:
Geplante Preisanpassung kann nur als Zwischenschritt in der kurzfristig verschärften Finanzsituation des Nahverkehrs gesehen werden.
Die Gesellschafterversammlung des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) hatte im März 2022 die Einführung neuer Produkte und teilweise veränderte Preise im Nahverkehr beschlossen. Die Änderungen treten zum 1. August in Kraft.
- Gesamtes MDV-Gebiet: Das aus Leipzig bekannte ABO Flex gilt ab 1.8. im gesamten Verbundgebiet. ABO Flex Kund*innen sparen bis zu 50 % für Einzelfahrten.
- Leipzig: Familien in Leipzig können künftig bis zu drei Kinder kostenfrei mit der erweiterten 24-Stunden-Karte Plus mitnehmen. Die Einzelfahrkarte, Kurzstreckenfahrkarte, 4-Fahrten-Karte und die Leipzig-Pass-Mobilcard bleiben preisstabil. Die übrigen Preise werden insgesamt um durchschnittlich 2 % angehoben.
- Halle (Saale): Die Preise für die Einzelfahrkarte Kind und das ABO Light bleiben gleich. Die Preise für die weiteren Tarifprodukte erhöhen sich um durchschnittlich 2,8 %.
- Landkreise: Kostengünstiges ABO Aktiv für Seniorinnen und Senioren wird in weiteren Städten eingeführt. Die Preise erhöhen sich über alle Tarifprodukte um durchschnittlich 2,1 %.
Neu: ABO Flex im gesamten MDV-Gebiet
Neu eingeführt wird das ABO Flex gültig bei allen 13 Nahverkehrsunternehmen in Halle, Leipzig, den fünf Landkreisen und auf den Zugstrecken im MDV Nord. Es sichert die volle Mobilität flexibel für alle Lebenslagen zum günstigen Preis. Das Prinzip ist einfach: Kund*innen erwerben eine Basiskarte zum einheitlichen Grundbetrag von 6,90 EUR im Monat. Bei jedem Kauf einer Einzelfahrkarte, Extrakarte oder Kurzstreckenfahrkarte werden in Leipzig und Halle 50 % Rabatt gewährt. In den Landkreisen gilt: je kürzer die Strecke, desto größer der Rabatt. Hier können bis zu 45 % gespart werden. Die Fahrscheine können digital über die Apps MOOVME, DB Navigator, LeipzigMOVE und fairtiq in Halle sowie als klassischer Papierfahrschein in den Servicestellen und bei Busfahrer*innen gekauft werden.
Preisanpassung deckt nur geringen Teil der Nahverkehrskosten im MDV-Gebiet
Die diesjährige Preisanpassung sollte den im MDV zusammengeschlossenen Nahverkehrsunternehmen ursprünglich ermöglichen, der bisherigen Teuerungsrate von ca. 3% zu begegnen und in den weiteren Angebotsausbau investieren zu können. Nach aktueller Lage wird die Preisanpassung den Verkehrsunternehmen nur kurzfristig ermöglichen, einen Teil der deutlich gestiegenen Kosten zu decken. Der Fahrgastrückgang in Folge von zwei Jahren Pandemie und vor Allem die enorme Teuerung z.B. im Kraftstoff- und Energiesegment stellen die Verkehrsunternehmen vor außergewöhnlich große Herausforderungen. Ab dem kommenden Jahr werden dem ÖPNV im gesamten MDV-Gebiet nach einer ersten Abschätzung circa 70 Mio. Euro jährlich für die Erbringung von Nahverkehrsleistung fehlen. Diese massive und kurzfristig eingetretene Mehrbelastung war bisher nicht in den mittelfristigen Wirtschaftsplänen der Verkehrsunternehmen abgebildet.
Mit über 10 Einzelmaßnahmen wird erneut im MDV-Raum trotz der Pandemiesituation in diesem Jahr der Ausbau des Nahverkehrssystem vorangebracht. Weitere Vorhaben für die kommenden Jahre liegen bereit. Doch nach gründlicher Analyse der aktuellen Situation kommt der MDV zu der Einschätzung, dass der unerwartete Fehlbetrag von circa 70 Mio. Euro nur aus der Kombination eigener Maßnahmen der Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger sowie einer spürbaren Unterstützung durch den Bund und die Länder gestemmt werden kann. Sollten Bund und Länder hier kurzfristig nicht mitziehen, so erwartet der MDV nicht nur in seinem Verkehrsraum, sondern bundesweit massivste Einschnitte im Verkehrsangebot im ersten Halbjahr 2023.
Erste Erfahrungen aus der bundesweiten Studie des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) gemeinsam mit der Deutschen Bahn zum 9-Euro-Ticket zeigen, dass Menschen zu mehr ÖPNV-Nutzung bereit sind, wenn Preis und Einfachheit und zusätzlich ein besseres Angebot stimmen. Das 9-Euro-Ticket war zunächst vom Bund angelegt als subventionierte sozialpolitische Maßnahme, um alle Verbraucher*innen von den stark gestiegenen Energiepreisen temporär zu entlasten. Nunmehr zeigt sich die Tendenz zur verkehrspolitischen Wirkung: durch gezielte Anreizsetzung steigt die ÖPNV-Nutzung, der CO2-Ausstoß im Verkehrssektor sinkt, ein unmittelbarer Hebel zum Erreichen der Klimaziele im Verkehrssektor tritt ein. Ein dauerhaft attraktiver ÖPNV wird nur dann zu Autoalternative, wenn er aus einem einfachen und temporären Preisangebot UND aus einem guten Fahrplanangebot besteht. Mehr Taktungen, ein dichteres Netz aus Zügen, S-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen, zum Teil größere Fahrzeuge, mehr ÖPNV in ländlichen Räumen, Komfort im Fahrzeuginnenraum, mehr Barrierefreiheit - um nur einige Punkte zu nennen.
Solch ein Angebotsausbau erfordert eine dauerhaft höhere Finanzierung des ÖPNV bundesweit. Die 2,5 Mrd. Euro Bundesmittel gleichen die Mindereinahmen aller Verkehrsunternehmen bundesweit durch das 9-Euro-Ticket aus, nicht jedoch den dringend nötigen Mehrbedarf in Folge der Kostenexplosion am Kraftstoff- und Energiemarkt. Die ÖPNV Branche fordert daher, jetzt deutlich stärker gemeinsam mit der Politik an dauerhaften und ganzheitlichen Lösungswegen für den ÖPNV zu arbeiten, indem die Regionalisierungsmittelzahlungen an die Länder für ÖPNV-Leistungen generell erhöht werden. Bund und Länder befinden sich dazu seit dem Frühjahr im ergebnisoffenen Dialog. Ohne zusätzliche Finanzierung durch Bund und Land werden zeitnah Angebotsreduzierungen und deutlich höhere Preisanstiege für Fahrgäste auch im MDV-Gebiet notwendig werden.
Service- Informationen für Fahrgäste
Für Fragen rund um das Angebot von Zug, S-Bahn, Tram und Bus im Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) stehen das MDV-Infotelefon unter 0341 91 35 35 91 zum Ortstarif sowie der kostenfreie Kundenchat auf www.mdv.de zur Verfügung. Alle aktuellen Tickets und Angebote mit Gültigkeit bis 31.7.2022 und ab 1.8.2022 sind auf der Webseite www.mdv.de einsehbar.
Verbundweite Verbindungsauskünfte und bargeldlosen Ticketkauf gibt`s in den Apps MOOVME, DB Navigator, LeipzigMOVE sowie fairtiq (in Halle).
In den Nahverkehrsmitteln und an den Haltestellen sowie in Bahnhöfen im gesamten MDV-Gebiet gilt laut den Verordnungen der Länder die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Mund-Nase-Bedeckung (OP-Maske, FFP2-Maske). Alltagsmasken sind nicht ausreichend. Im Interesse aller Fahrgäste bitten wir um die Einhaltung der aktuellen Hygienemaßnahmen.
Informationen zum Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV)
Zum Verbundgebiet des MDV gehören die Städte Halle (Saale) und Leipzig sowie die Landkreise Leipzig, Nordsachsen, der Saalekreis, der Burgenlandkreis und der Landkreis Altenburger Land. Seit 15. Dezember 2019 zählen auch die SPNV-Strecken der Landkreise Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld sowie der Stadt Dessau-Rosslau zum MDV (MDV Nord). Mit einer Fläche von insgesamt 11.300 km² erstreckt sich das Verkehrsgebiet anteilig über die drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und bietet 2,1 Millionen Menschen Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Die MDV-Verbundtickets gelten für S-Bahnen, Nahverkehrszüge, Busse und Straßenbahnen. Insgesamt 13 Verkehrsunternehmen sind tagtäglich im Dienst der Fahrgäste unterwegs. Dabei erbringen sie jährlich 80 Millionen Fahrplankilometer. Das sind 5 Erdumrundungen am Tag.
Der MDV ist ein Mischverbund, der sich aus Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen zusammensetzt. Der Bus- und Straßenbahnverkehr wird durch die Landkreise und die kreisfreien Städte Halle und Leipzig bestellt. Besteller des S-Bahn- und Zugverkehrs sind die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA), der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) sowie der Freistaat Thüringen.
15.07.2022
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