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Große Steinstraße

Mit dem Georadar im ehemaligen Bombenabwurfgebiet

Das Georadargerät sieht aus wie ein Rasenmäher, ist aber mit hochkomplexer Technik ausgerüstet. Es "schaut" in den Boden und gibt Aufschlüsse auf Dinge, die sich im Boden befinden.
Das Georadargerät sieht aus wie ein Rasenmäher, ist aber mit hochkomplexer Technik ausgerüstet. Es "schaut" in den Boden und gibt Aufschlüsse auf Dinge, die sich im Boden befinden. Fotos: Martin Durek

Von Corinne Richert

Es sieht aus wie ein Rasenmäher, ist aber keiner: Das Georadargerät der Kampfmittelexperten. Bevor die Bauleute mit ihren Baggern in der Kleinen Steinstraße anrücken, sind nämlich ganz andere Fachleute auf dem potentiellen Baugebiet zugange: Die Experten der Kampfmittelräumung. Diese wurden angefordert, weil die Kleine Steinstraße 1945 im unmittelbaren Bombenabwurfgebiet lag. Sehr betagte Hallenser werden sich an diese schlimme Zeit erinnern können. „Die tiefen Bombenkrater sind auf Luftbildaufnahmen zu sehen, die damals angefertigt worden sind“, sagt Kampfmittelexperte Björn Kampa. Die über 70 Jahre alten Luftbilder dienen dem 38-Jährigen als Anhaltspunkt, wo etwas zu finden sein könnte. Damit beschäftigte er sich intensiv, bevor er sein Georadargerät aus dem Auto holt. 

Corinne Richert befragt den Kampfmittelexperten Björn Kampa.
Ich finde es hochspannend und frage dem Kampfmittelexperten Björn Kampa Löcher in den Bauch.
Das Radargramm zeichnet Wellen auf, wo etwas im Boden liegen könnte.
Das Radargramm zeichnet Wellen auf, wo etwas im Boden liegen könnte.

Dann fährt er systematisch die Straße ab. Hoch, runter, hoch, runter, in dem Fall insgesamt 17 Mal hin und her. „Fast ein bisschen langweilig“, sagt Björn Kampa schmunzelnd. Dabei ist er hochkonzentriert. Das Radargerät „schaut“ quasi in den Boden und zeichnet Wellen auf: „Hier, das sind alles Leitungen“, zeigt er mir auf dem Bildschirm, dem Radargramm. Aha. Ich sehe nur schwarz-weiße Wellen. Er hat über 15 Jahre Erfahrung, was eine Leitung sein könnte und was - im schlimmsten Fall - eine Bombe. Eine erste Einschätzung erfolgt sofort vor Ort. „Bomben liegen nie gerade oder rechtwinklig in der Straße.“ Die Feinauswertung passiert dann später  im Büro.

Wenn etwas Verdächtiges gefunden werden würde, sind weiterführende Maßnahmen möglich, so Björn Kampa. Eine wäre eine baubegleitende Kampfmittelsondierung. Sicherheit steht schließlich über allem. 

Mein Interview mit Kampfmittelexperte Björn Kampa:

Hintergrund: Die Arbeiten in der Kleinen Steinstraße bereiten die Modernisierung der Großen Steinstraße im Rahmen des Programms STADTBAHN Halle vor. Im Mittelpunkt der Maßnahme stehen die Ertüchtigung und Instandsetzung der Fahrbahn in der Kleinen Steinstraße, die danach als Umleitungsstrecke während der Modernisierung der Großen Steinstraße genutzt wird. Die anfallenden Bautätigkeiten werden zusätzlich durch die Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft GmbH (HWS) für Tiefbauarbeiten genutzt, um das Abwassersystem für häusliche Abwässer und Regenwasser in der Kleinen Steinstraße zu erneuern. Vorgesehen sind dazu der Neubau eines Mischwasserkanals und die gleichzeitige Erneuerung der bestehenden Hausanschlüsse. Der Kanal wird mittels Bohrverfahren in sechs Metern Tiefe erneuert, um die Beeinträchtigungen für die Anwohner so gering wie möglich zu halten.  

05.12.2017